Geben Sie dem Melanom keine Chance: die digitale videounterstützte Hautkrebsvorsorge
Nur ein harmloser Fleck oder muss das weg?
Jedes Jahr erkranken in Deutschland 120.000 Menschen an Hautkrebs. 7.000 davon an einem malignen Melanom. Über 2.000 sterben jährlich – oft in jungen Jahren – an den Folgen der Erkrankung. Und das, obwohl Hautkrebs, wenn er früh erkannt wird, zu 100% heilbar ist!
Mit Hilfe einer speziellen auflichtmikroskopischen Videokamera wird von der Haut ein genauer Muttermal-Katalog angefertigt. Er umfasst Über-sichtsaufnahmen, die auf elektronischen Speichermedien konserviert werden. Muttermale, die aus hautärztlicher Sicht beobachtet werden sollen, werden zusätzlich mikroskopisch aufgenommen und begutachtet. Die elektronische Speicherung Ihres Hautbildes ermöglicht bei den Kontrolluntersuchungen (jährlich oder in größeren Intervallen) einen objektiven und detailgetreuen Vergleich früherer mit dem aktuellen Hautbefund. Bis in den mikroskopischen Bereich!
Die Hautkrebsvorsorge und Nachsorge umfasst folgende Leistungen:
• die Inspektion des gesamten Hautorgans zur Früherkennung von Hautkrebs und dessen Vorstufen
• eine auflichtmikroskopische Untersuchung (Dermatoskopie) verdächtiger Hautveränderungen
• die Dokumentation kontrollbedürftiger Muttermale
• die Erstellung eines persönlichen Risikoprofils
• die Beratung zur Prävention (Lichtschutzmaßnahmen)
Die Videodokumentation und Analyse von Muttermalen
Ein sicherer Weg zur Früherkennung von malignen Melanomen
Eine groß angelegte Studie liefert wichtige Hinweise darauf, dass eine Screeningteilnahme für die Betroffenen sinnvoll ist. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich durch die Früherkennungsuntersuchung schwarzer Hautkrebs früher erkennen und die Sterblichkeit von Melanom-Patienten senken lässt“, sagt Prof. Jochen Schmitt, Direktor des Zentrums für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) der TU Dresden. Im Ergebnis war die Sterblichkeit bei Patienten mit neu diagnostiziertem Melanom in der ersten Gruppe mit Screeningteilnahme um 38% geringer als in der Vergleichsgruppe. Die Analyse lässt zudem Rückschlüsse darauf zu, dass Hautkrebs bei den Personen aus der ersten Gruppe in früheren Stadien entdeckt wurde, wie es in einer Pressemitteilung heißt.[Quelle: Datzmann T et al. Patients benefit from participating in the German skin cancer screening programm? A large cohort study based on administrative data. Br J Dermatol 2021; doi.org/10.1111/bjd.20658]
Das digitale Melanom-Prüf-Programm
Eine integrierte Bildauswertungs-Software bietet dem Arzt eine zweite – objektive – Meinung zur Unterscheidung von gutartigem Muttermal und malignem Melanom. Patienten mit frühzeitig erkanntem Melanom haben eine deutlich günstigere Prognose als Patienten mit spät erkanntem Melanom. Ein rechtzeitig erkanntes Melanom kann mit nahezu 100-prozentiger Sicherheit geheilt werden. Wegen der in den letzten dreißig Jahren stark angestiegenen Inzidenz wurden viele Anstrengungen zur Verbesserung der Früherkennung unternommen. So ist in Kooperation mit der Universitäts-Hautklinik Tübingen der Mole Analyzer entstanden, der auch in unserer Praxis eingesetzt wird. Für die Unterscheidung zwischen gutartigen Muttermalen und dem malignen Melanom ist eine jahrelange klinische Erfahrung erforderlich. Das System erreicht in etwa die gleiche Diagnosequalität wie die eines erfahrenen Spezialisten.
Nur wenige Leberflecke? Hautkrebsvorsorge lohnt sich trotzdem
Personen mit vielen Leberflecke (Nävuszellnävi) haben ein erhöhtes Melanomrisiko. Allerdings werden bei ihnen fast nur dünne Tumoren entdeckt. Dagegen ist bei Melanom-Patienten mit wenigen Nävi das Risiko für dicke Geschwülste deutlich erhöht.
Personen mit multiplen sowie atypischen Nävi haben bekanntlich ein erhöhtes Melanomrisiko. Allerdings ist unklar, ob sie damit auch eine schlechtere Prognose haben. Nach einer aktuellen Analyse gehen US-Dermatologen davon aus, dass Melanome bei Personen mit mehr als 50 Nävi zum Zeitpunkt der Tumordiagnose eher noch dünn sind. Dagegen ist bei wenigen und bei atypischen Nävi das Risiko deutlich erhöht, bei der Diagnose einen Tumor jenseits von 2mm Dicke zu tragen. Möglicherweise sind sich Personen mit multiplen Nävi sowie deren Ärzte des Erkrankungsrisikos eher bewusst und kontrollieren ihre Leberflecke strenger.
Fazit: Die allermeisten Melanom Patienten haben weniger als 20 Nävi. Gerade bei ihnen finden Ärzte aber vermehrt dicke Tumoren. Dermatologen betrachten daher Personen mit wenigen Nävi genau so kritisch und untersuchen wie solche mit sehr vielen - vor allem jenseits des 60. Lebensjahrs.
Melanome in der Schwangerschaft besonders gefährlich
Welche Besonderheiten Melanome auszeichnen, an denen Frauen vor dem 50. Lebensjahr erkranken, haben US-Dermatologen untersucht. 41 Patientinnen hatten schwangerschaftsassozierte maligne Melanome (SAMM); bei Ihnen wurden die Tumoren während oder binnen eines Jahres nach Ende der Schwangerschaft diagnostiziert. In der multivariaten Analyse ergab sich für SAMM eine statistisch relevante Erhöhung der Mortalität um den Faktor 5,1. Dermatologen weisen ausdrücklich darauf hin, jede Veränderung oder neue Läsion rasch abklären zu lassen.
(Publikation hautnah dermatologie 2016;32)
Unsere Versorgungsziele beim Hautkrebs
1. Unsere Patienten werden vor der Entstehung von Hautkrebs wirksam geschützt.
2. Unsere Patienten haben eine hohe Kompetenz, um eine informierte Entscheidung zu treffen.
3. Hautkrebs wird frühzeitig erkannt und fachgerecht behandelt.
4. Die Tumornachsorge erfolgt leitliniengerecht.
5. Patienten in unserer Praxis sollen eine gute Lebensqualität erhalten.
Diese Leitlinien orientieren sich an der Nationalen Versorgungskonferenz Hautkrebs (NVKH).
Viele Muttermale (Nävi) deuten auf erhöhtes Risiko für Zweitmelanom (schwarzer Hautkrebs)
Entarten die Zellen der Haut einmal, tun sie das gerne auch ein zweites Mal. Können Sommersprossen, Altersflecken und Muttermal Faktoren für die Risikobestimmung von Folgemelanomen sein?
Das Risiko, ein zweites Melanom zu entwickeln, ist besonders hoch, wenn ein Patient schon einmal ein solches hatte. Dermatologen aus Wien haben anhand von knapp 1650 Patienten untersucht, wie häufig nach dem Erstmelanom ein weiteres entwickelt wurde und welche Risikofaktoren damit verbunden waren. Die Patienten hatten zwischen 1968 und 2015 ihr erstes Melanom entwickelt. Wie sich zeigte, waren 18% der Patienten an Folgemelanomen erkrankt, 5% hatten drei Melanomdiagnosen erhalten, 2% sogar vier oder noch mehr.
Der Männeranteil war bei Patienten mit Mehrfachmelanomen deutlich höher als bei solchen ohne Folgetumoren, zudem hatten sie mehr als doppelt so häufig andere Hauttumoren. Im Durchschnitt dauerte es etwas über fünf Jahre bis zum Zweitmelanom, Patienten mit drei Melanomen entwickelten ihren Zweittumor bereits nach dreieinhalb Jahren. Berücksichtige man Alter und Geschlecht des Patienten, so gingen die hellen Hauttypen mit einem rund 80% erhöhten aber nur knapp signifikanten Risiko für Folgetumoren einher. Das Risiko für Folgetumoren steigt deutlich mit der Zahl der Muttermale: Bei 10 bis 20 Nävi ist das Risiko um etwa zwei Drittel erhöht, bei über 20 Nävi um das Zweieinhalbfache. Ausgeprägte Falten sowie Sommersprossen auf dem Rücken deuten auf ein verdoppeltes Risiko für Folgemelanome hin. Falten und Sommersprossen in Gesicht, Nacken und auf den Händen waren nicht signifikant mit Folgetumoren assoziiert. Viele Altersflecke scheinen vor allem dann ein erhöhtes Risiko für Zweittumoren anzuzeigen, wenn sie auf dem Rücken oder den Händen auftreten. Nicht-Melanom-Tumoren waren mit einer rund zweieinhalbfach erhöhten Rate von Melanom-Folgetumoren verbunden. Viel Zeit im Freien war nicht mit einer erhöhten rate von erneuten Primärmelanomen assoziiert.
Fazit: Wer einmal ein Melanom entwickelt hat, läuft Gefahr, ein Folgemelanom zu entwickeln. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Patienten mehr als 20 Nävi sowie eine UV-geschädigte Rückenhaut tragen.
Müller C et al. Risk Factors of Subsequent Primary Melanomas Austria. JAMA Dermatol. 2018; doi.org/czms
hautnah dermatologie 2019; 35 (1)
Quelle und nähere Informationen erfahren Sie in der Publikation im Deutschen Ärzteblatt.
Quelle Bild Visiomed.de
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