1. Was ist eine Rosacea?
Die Rosacea ist eine der häufigsten Hauterkrankungen im Erwachsenenalter und zeichnet sich durch eine chronischen, schubhaften Verlauf mit unterschiedlichen Krankheitsausprägungen aus 2. Typischerweise finden sich die Symptome in mitten des Gesichts (Wangen, Nase, Stirn, Kinn). Andere Stellen können betroffen sein: behaarte Augen, Kopfhaut, Nacken,  und Stamm - letztere aber deutlich seltener.  Aufgrund des hauptsächlichen Vorkommens im Gesicht empfinden viele Betroffene die Erkrankung als entstellend und stigmatisierend, was mit einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität verbunden ist 3

In nördlichen Ländern Europas kommt diese Erkrankung eher vor. Vor diesem Hintergrund wird sie auch "Fluch der Kelten" genannt 4. In Deutschland sind  12% der Bevölkerung betroffen 5 und beginnt meist im 3. und 4. Lebensjahrzehnts auf. Jüngere Erwachsene und selbst Kinder können auch erkranken 6.

Rosacea bedeutet übersetzt soviel wie "Rosenblütchen".  Dieser Name spielt auf die Rötung im Gesicht an, die für die Rosacea so typisch ist - der Patient "blüht" geradezu auf.  Neben diesen Rötungen, die durch erweiterte Blutäderchen entstehen, kann es durch Entzündungen auch zu Veränderungen an der Nase kommen.  Werden diese nicht behandelt, kann langfristig ein Rhinophym (Knollenanse) auftreten, eine starke Verdickung der Haut, die die Nase besonders dick aussehen lässt.  Wegen der Entzündungen hat man die Rosacea früher für eine Art Erwachsenenakne gehalten und auch Aknerosacea genannt.  

Bis heute ist nicht völlig geklärt, wie eine Rosacea entsteht.  Sowohl die Erbanlagen als auch äußere Einflüsse scheinen die Entstehung und den Verlauf der Erkrankung zu beeinflussen - allerdings kann man beides nur schwer vorhersagen. Nach allem, was man heute weiß, scheint eine gewisse Veranlagung zur Rosacea vererbbar zu sein.  Aber nicht jeder, dessen Eltern die Krankheit haben, bekommt sie ebenfalls, und auch in Familien, deren Mitglieder nie Rosacea hatten, kann jemand zum ersten Mal betroffen sein.  Ob, wann und bei wem die Krankheit ausbricht, lässt sich nicht vorhersagen.

Warum sollte die  Rosacea behandelt werden?
Die Rosacea ist keineswegs nur ein kosmetisches Problem, sondern eine behandlungsbedürftige chronische Dermatose, die mit einer erheblichen Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls und der Lebensqualität einhergehen kann, bis hin zu psychosomatischen und psychiatrischen Begleiterkrankungen, wie eine Reihe Studien beweisen 7,8,9
Bis heute kann man die Rosacea nicht heilen, da "die Ursache" nicht bekannt ist oder genetisch verankert ist - man kann ja Gene nicht ändern. Das heißt,  jeder Patient muss sich darauf einstellen, mit der Erkrankung dauerhaft zu leben.  Aber, man kann die Symptome - also die äußeren Merkmale der Erkrankung - effektiv lindern. Es wird angenommen, dass die mikroskopisch kleine Haarbalgmilbe (Demodex follikulorum) 10, 11 und in ihr sitzende Bakterien (Bacillus oleronius) 12 eine Rolle spielt. Hier greift ein Teil der Therapie an.
Niemand ist gezwungen, die Rötungen und Entzündungen einfach hinzunehmen.  Das ist wichtig, denn die Rosacea spielt sich im Gesicht ab, das man nun einmal nicht verstecken kann.  Die meisten Patienten sind froh, wenn sie nicht mehr die Neugier der Umwelt wachrufen, sondern sich "ganz normal" auf der Straße bewegen können. Fast noch wichtiger bei einer konsequenten Behandlung der Rosacea ist, dass Schlimmeres vermieden wird.  Die "Knollennase" ist kein Schicksal, sondern kann verhindert werden! 

Wie kann behandelt werden?
Zur Behandlung stehen eine Reihe guter Cremes, verschiedene Tabletten  und sehr gut verträgliche Laserbehandlungen zur Verfügung. Cremes und Tabletten reduzieren die Entzündung, die Äderchen gehen dadurch nicht zurück. Die Gefäßlaserbehandlung, die keine Betäubung oder Pflaster benötigt, reduziert die Gefäßzeichnung. Dies ist nicht nur von ästhetischer sondern auch aus medizinischer Bedeutung. Denn über die Äderchen kann der neue Rosaceaschub erfolgen. Fehlen die Äderchen, spricht die Rosaceabehandlung mit Cremes und Tabletten i.d.R. besser an.

So früh wie möglich zum Arzt. 
Wenn der Verdacht auf eine Rosacea besteht, wenn es also zu ungewöhnlichen Rötungen im Gesicht kommt, die oftmals einem starken Temperaturwechsel (z.B. vom Winterspaziergang ans Kaminfeuer) oder dem Genuss scharfer Speisen auf dem Fuße folgen, sollte ein Hautarzt (Dermatologe) aufgesucht werden.  Wird dann die Diagnose "Rosacea" gestellt, gibt es eine Reihe von Maßnahmen im täglichen Leben, die der Patient im Frühstadium einer Rosacea einfach durchführen kann.  Ob zu einem Zeitpunkt, an dem noch keine entzündlichen Veränderungen  vorliegen, bereits Medikamente            eingesetzt werden, wird der Arzt individuell für jeden Patienten festlegen. Dies wird aber sicherlich dann notwendig werden, wenn ernsthafte Entzündungen vorliegen und die Gefahr der Entwicklung eines Rhinophyms (s. Abb.) oder einer Augenbeteiligung entsteht.

Wie entsteht eine Rosacea?
Die genauen Ursachen der Rosacea kann man bis heute nicht im Einzelnen erklären.  Die Grundlage ist offenbar die sogenannte Rosacea-Diathese.  Als Rosaceadiathese wird die Neigung bezeichnet, auf verschiedene Reize mit ausgeprägten Gesichtsrötungen zu reagieren, die nach einer Weile wieder abklingen.  Dieser Rötungszustand wird auch Flush genannt.  Reize können emotionaler Stress, heißes Wetter, Sonneneinstrahlung, Alkohol, scharfe Speisen, heiße Getränke, körperliche Anstrengung, ein heißes Bad, ein Saunabesuch, Wind oder kaltes Wetter sein.  Die Entwicklung zur Hautkrankheit geht mit einer Reihe von Symptomen einher, die man recht gut beobachten kann.  Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich die Entstehung einer Rosacea auf zwei unterschiedlichen Ebenen abspielt.

Verstärkte Durchblutung:
Die typische Rötung des Gesichts kann jederzeit auftreten, vor allem, wenn äußere Faktoren (Temperaturwechsel, scharfe Speisen) sie begünstigen.  Diese Färbung der Gesichtshaut verschwindet aber in der Regel nach einer Zeit wieder - es sei denn, dass die verstärkte Durchblutung zur dauerhaften Erweiterung einiger Äderchen geführt hat.  Das zeigt sich als fadenfeine, kurze rote Linien auf der Haut, den sogenannten Teleangiektasien (erweiterte Äderchen).  Sie sind chronisch, also bleibend. Mit einem schmerzarmen Laser (ohne Spritze, ohne Pflaster, keine Wunden) können sie entfernt werden. Sie sind herzlich eingeladen weitere Fragen Dr. Steinmann zu stellen. 

Entzündungen:
Nur phasenweise - in der Fachsprache rezidivierend - treten die entzündlichen Veränderungen um die Talgdrüsen herum auf.  Durch die Entzündung kommt es zu einer Bindegewebsvermehrung, die man mit bloßem Auge als Verdickung  wahrnehmen kann.  Die Haut wirkt grobporig bis ledrig. Wenn diese Schübe lange Zeit unbehandelt bleiben, kommt es zum Rhinophym, der "Knollennase".  Diese Veränderung kann sich von alleine nicht mehr zurückbilden.

Augenbeteiligung:
Häufig (in 50% der Fälle1) kommt es bei Rosacea auch zu Entzündungen der Augenlidränder (Blepharitis) und Bindehäute (Konjunktivitis) oder seltener auch der Hornhaut (Keratitis).  Wenn Sie eine Veränderung der Augen bemerken oder häufig Brennen oder Fremdkörpergefühl verspüren, sollten Sie einen Augenarzt aufsuchen und auch von der Hautkrankheit berichten.

2. Was man sonst noch wissen sollte ...
Zwar weiß man, dass ein allzu tiefer Blick ins Glas bei jemandem, der ohnehin die Veranlagung dazu hat, einen neuen Rosacea-Schub auslösen kann.  Aber auf keinen Fall kann man umgedreht behaupten, jeder Rosacea-Patient sei Alkoholiker!

Keine Ansteckungsgefahr 
Hautkrankheiten spielen sich im Wesentlichen auf der Oberfläche des menschlichen Körpers ab, sind für die Umwelt gut zu sehen und rufen oftmals Unbehagen oder Ängste hervor.  Bei der Rosacea (wie übrigens bei vielen anderen Hautkrankheiten auch) sind diese Gefühle aber unbegründet: Selbst wenn Eiterpusteln auftreten, sind diese nicht ansteckend, auch nicht bei direktem körperlichen Kontakt.   Dauerhafte Veränderungen an der Haut können vom Dermatologen beseitigt oder abgeschwächt werden.

3. Was Sie grundsätzlich beachten sollten.
Egal, in welchem Stadium sich die Rosacea befindet, ob die Krankheit weit fortgeschritten ist oder ob nur eine leichte Rötung vorliegt: Es gibt einige Regeln, sog. Basismaßnahmen, die Sie immer beachten sollten: 

Im Folgenden wird zwischen Behandlungs- und Pflegepräparaten unterschieden.  Behandlungspräparate werden vom Arzt verschrieben und sind wirkstoffhaltige Medikamente, während die Pflegepräparate vom Patienten selbst gewählt und bezahlt werden.  Zur Auswahl geeigneter Präparate kann man sich von Dr. Steinmann beraten lassen.

Hautpflege und Kosmetik
Reinigung und Pflege
 der Haut sind auch bei Hautgesunden schon ein schwieriges Thema, denn in der Regel werden zu "scharfe" Mittel zu oft angewandt.  Wer an Rosacea leidet, sollte hier ganz besonders vorsichtig sein.  Es sollten grundsätzlich nur milde, reizfreie Produkte verwendet werden.  Das bedeutet zum Beispiel, bei der Gesichtsreinigung von Seifen auf spezielle milde Reinigungspräparate und  klares Wasser umzustellen.  Welches Reinigungspräparat auch gewählt wird (hier können wir Tipps geben), es sollte im sauren pH-Bereich (kleiner als 7) liegen, denn das entspricht dem natürlichen Hautmilieu.

Das Wasser sollte lauwarm sein, zu heiße oder zu kalte Temperaturen können zu einer Erweiterung der Blutgefäße und stärkerer Gesichtsrötung führen.  Wer auf Gesichtswasser nicht verzichten will, sollte zumindest ein Präparat ohne Alkohol verwenden. Gehen Sie immer besonders behutsam mit Ihrer Haut um.  Rubbelpeelings sollten auf keinen Fall benutzt werden, sie fördern die übermäßige Durchblutung der Haut ebenso wie das kräftige Frottieren mit Handtüchern.  Tupfen Sie die Haut statt dessen nach dem Waschen vorsichtig trocken. Reinigen Sie Ihre Gesicht morgens und abends, auf jeden Fall aber, bevor Sie ein Pflege- oder Behandlungspräparat auftragen.  Ein Pflegepräparat sollte nicht zu fett sein, z.B. eine leichte Tagescreme, die mehr Wasser als Öl enthält. (Im Gegensatz zur Salbe, wo der Ölanteil überwiegt.)

Einfach "wegschminken"?  
Viele Menschen, deren Haut aufgrund einer Erkrankung nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht, möchten diesen "Makel" gerne verstecken.  Wenn Sie das Bedürfnis dazu haben, tun Sie es!  Allerdings gibt es auch hier ein paar Kleinigkeiten zu beachten. Am Tage oder auch abends empfiehlt sich ein abdeckendes Make-up.  Achten Sie bei der Auswahl darauf, dass die Farbe Ihrem natürlichen Teint entspricht - umso unauffälliger wird die "Camouflage"!  Noch wichtiger sind aber die Inhaltstoffe bzw. das, was nicht im Make-up enthalten sein sollte: kein Öl, kein Parfum, keine Konservierungsmittel. Rosacea ist keine Allergie, aber die Haut der Betroffenen kann doch gegenüber solchen Stoffen sehr empfindlich reagieren.  Make-ups schützen übrigens auch vor Winterkälte, und die meisten enthalten ebenfalls einen Sonnenschutz, was im Sommer wichtig wäre. Bitte beachten Sie, dass jede Art von dekorativer Kosmetik am Abend sorgfältig entfernt werden muss, vor allem vor dem Auftragen medizinischer Präparate.

Äußere Einflüsse
Wer an Rosacea leidet, sollte mit folgenden Themen besonders vorsichtig umgehen:

Wetter: Nicht immer eitel Sonnenschein
Sonnenlicht verschlechtert die Rosacea.  Deshalb ist es wichtig sich nicht unnötig der Sonne auszusetzen - lange Sonnenbäder sind Tabu, ganz unabhängig davon, dass sie auch gesunder Haut schaden.  Im Sommer sollte immer eine leichte, nicht fetthaltige Sonnenmilch aufgetragen werden (Hierfür haben wir spezielle Empfehlungen).  Sinnvoll und darüber hinaus auch sehr dekorativ sind übrigens Sonnenhüte! Im Winter ist es wichtig, sich vor der Kälte zu schützen: je nach Temperatur sind Kälteschutzcreme, Skimaske oder Schal angezeigt.  Vermeiden Sie aber auch starke Temperaturschwankungen, die die Durchblutung der Haut fördern.  Also, Schal und Skimaske rechtzeitig abnehmen und die Kälteschutzcreme mit einem Zellstofftuch (Taschen- oder Kosmetiktuch) abtupfen, damit es nicht zum Wärmestau kommt.

Ernährung: Gesund und in Maßen
Auch heiße und scharfe Speisen oder Getränke sowie Alkohol regen die Durchblutung an und sollten vermieden werden.  Ansonsten gibt es keine besondere "Rosacea-Diät".  Essen Sie, was Sie mögen und was gesund ist.  Wenn Sie allerdings eine Verschlechterung der Haut nach dem Genuss bestimmter Speisen beobachten, sollten Sie das Verdächtige eine Zeit lang weglassen und nach einigen Wochen noch einmal probieren.  Wenn sich Ihre Haut dann wieder verschlechtert, sollten Sie diese Speise dauerhaft meiden.

Sport: mit kühlem Kopf 
Sport ist, wenn er dem Alter und der Kondition des Einzelnen angemessen betrieben wird, immer eine gute Sache.  Wichtig ist aber, dass Überanstrengungen vermieden werden und immer auf eine gute "Belüftung" geachtet wird.  Wählen Sie leichte, durchlässige Kleidung und maßvoll temperierte Fitness-Studios oder Sporthallen.  Im Sommer bitte nur morgens und abends trainieren!  In der Mittagshitze soll körperliche Anstrengungen vermieden werden. 

Kein "Kortison"!
Bei vielen Krankheiten, gerade auch bei entzündlichen Erkrankungen der Haut, sind so genannte Kortison-Präparate eine sichere und wirksame Therapie. Aber bei einer Rosacea helfen sie leider gar nicht. Selbst wenn eine kurzzeitige Besserung erreicht wird, tritt bald danach ein erneuter und dann stärkerer Schub ein. Über Ausnahmen klärt Dr. Steinmann auf.

Weitere Fotos zur Rosacea

1 Gauwerky et al. Dtsch Dermatol Ges 2009; 7:
Weiteres Quellverzeichnis beim Verfasser.